Selbstfürsorge - warum sie nicht egoistisch ist!

"Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal, der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt, während jene wartet, bis sie gefüllt ist.
Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.

Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen und habe nicht den Wunsch freigiebiger zu sein als Gott.

Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See.

Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen, und dann ausgießen.

Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen.
Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst.
Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut?

Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle, wenn nicht, schone dich."

(von Bernhard von Clairvaux)

"Zuerst an sich selbst zu denken, ist einfach nur egoistisch!“

Oder etwa nicht?!?

Nur wer für sich selbst gut sorgt, kann auch für andere da sein, hat die Kraft dazu.

Gib Dir selbst die Erlaubnis, Dein Gefäß so gut gefüllt zu halten, dass die Energie überquellen kann. So kannst Du anderen helfen, ohne Dein Gefäß zu leeren.

Gib Dir selbst die Erlaubnis, für Dich gut zu sorgen. Du darfst auch Nein sagen, wenn Du selbst sonst zu Schaden kommst.

Jedes NEIN zu anderen ist ein ehrliches JA zu Dir selbst!

Wer kennt das nicht: obwohl das Tagespensum schon voll war und Du Dich auf einen ruhigen Abend nur mit Dir selber gefreut hättest, hast Du wieder zu schnell JA zu einer Anfrage gesagt - aber eigentlich hast Du überhaupt keine Zeit …
oder, wenn Du einmal ganz tief in Dich rein spürst, keine Lust.

Was fürchten wir, was bei einem NEIN passieren könnte?

Hand auf`s Herz:

Wie oft hast du dich in deinem Leben schon verbogen, weil du zu etwas JA gesagt hast, obwohl du es gar nicht tun wolltest?
Wie oft hast du JA gesagt, weil du einen anderen Menschen nicht mit einem NEIN verletzen wolltest?
Wie oft hast du einer Bitte nachgegeben, obwohl du eigentlich erschöpft warst und eine Auszeit gebraucht hättest?

Steckt hinter unserem JA nicht vielmehr unser Bedürfnis nach Harmonie und die Angst vor Konflikten dahinter?
Verbiegen wir uns in unserem tiefsten Inneren also nur, um unserem Gegenüber zu gefallen bzw. nicht zu missfallen?

Dann ist es kein authentisches, kein echtes JA, was aus Deinem tiefsten Herzen kommt - sondern ein verbogenes JA.

Anderen Menschen gegenüber eine Bitte abzulehnen, hat nicht immer zwangsläufig etwas mit egoistischem Denken oder gar Narzissmus zu tun, sondern wir sprechen hier von einer gesunden Portion Selbstfürsorge, die in erster Linie für unser persönliches Wohlbefinden und unser Gleichgewicht im Leben zuständig ist.